Interview mit Linda Beller – Thema „selber veröffentlichen“

Buchtour zum Buch „Der Rand der Welt – Band 2“ (Tag 8)

Hallo ihr Lieben,

In den letzten Tagen konntet ihr auf Instagram schon eine ziemlich ausführliche Einführung in das zweite Buch von Linda Beller bekommen. Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, solltet ihr unbedingt noch einmal vorbeischauen. jowis_welt, infos.teilen.mit.adam, Fay_Phoenix, Lesemaxim, buecher.fux , Bookbrothers_ol, und tigeris buecherwelt haben für euch richtig tolle Beiträge vorbereitet und uns alle neugierig auf die Geschichte gemacht. Darum möchte ich euch nicht lange auf die Folter spannen und mit dem (inzwischen zweitem) Interview hier loslegen (hier findet ihr Interview 1). Wenn ihr beim Gewinnspiel für die große Buchbox mit signiertem Büchern (Band 1 und 2) und Tasse & Buch-Tasche mitmachen wollt, müsst ihr drüben auf Instagram mitmachen. Ein Los könnt ihr aber auch hier sammeln. Dazu untern mehr. Viel Glück und viel Spaß beim Interview zum Thema „Selbstverlag“.

MermaidKathi: Liebe Linda, wie schön, dass wir wieder ein Interview zusammen führen. Diesmal mit ganz speziellem Thema. Du hast deine Bücher „Der Rand der Welt“ im Selbstverlag veröffentlicht. Ich weiß natürlich, was das ist. Aber viele da draußen vielleicht nicht. Würdest du einmal kurz erklären was genau das ist?

Linda Beller: Erst einmal freue ich mich sehr, dass du dir so interessante Fragen für unser zweites Interview ausgesucht hast. Das wird gleich richtig spannend hier!

Selfpublishing bedeutet, dass man ein Buch ohne einen Verlag im Hintergrund veröffentlicht. Veröffentlichen bedeutet ja, dass man Bücher zum Verkauf anbietet. Meistens ist das im stationären Buchhandel. Inzwischen wird ja aber der Verkauf über Online-Händler immer wichtiger.

Dass ein Buch ein Lektorat, ein Cover, den Buchsatz und Werbung bekommt, erledigt sonst der Verlag. Als SP Autor*in übernimmst du diese Aufgaben selbst. Manches überlässt du Profis, anderes machst du ohne Hilfe. Dieses Interview hier gehört zum Beispiel in den Bereich Werbung. Schließlich möchte ich ja, dass meine Geschichte wahrgenommen wird.

MermaidKathi: Ein Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen war vor einigen Jahren (leider) noch ziemlich verpönt. Aber in den letzten Jahren hat sich das zum Glück sehr gewandelt. Das liegt auch daran, dass immer mehr auf die Qualität geachtet wird und die richtig guten Bücher sehr schön hervorgehoben werden – auch früher gab es schon Bücher im Selbstverlag, die qualitativ echt super waren. Nur leider sind sie in der Masse eher untergegangen und die „schlechteren“ haben für ein schlechtes Bild gesorgt. Ich bin echt froh, dass es sich geändert hat, denn es gibt soooo viele gute Gründe das eigene Buch selber zu verlegen. Was hat dich dazu bewegt dein Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen?

Linda Beller: Ich schreibe und veröffentliche ja schon lange Kinderbücher für den Peter Hammer Verlag. Parallel dazu habe ich viele Jahre an einer zweiteiligen Fantasygeschichte gearbeitet, die allerdings überhaupt nicht zu diesem Verlag passt, der sich eher politischen und sozialkritischen Themen zuwendet. Als die Agentur, die mein Fantasyprojekt an einen passenden Verlag vermitteln sollte, ganz plötzlich und unerwartet den Kinderbuchbereich aufgab, beschloss ich nach längerem Zögern, die beiden Bücher dann eben selbst zu veröffentlichen.

MermaidKathi: Oh, das klingt spannend. So bist du also ganz überraschend dort reingerutscht. Cool! Ein Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen benötigt wirklich viele verschiedene Talente. Welche Aufgabe hat dich dabei besonders begeistert und welche ist für dich am schwersten umzusetzen? Von Schreiben über Lektorieren, Cover-Design, Text-Gestaltung, Buchsatz, Marketing, Buchhaltung… es sind ja einfach unglaublich viele Aufgaben bis du (und wir alle) das Buch in den Händen halten können…

Linda Beller: Es gibt Bereiche innerhalb der Veröffentlichung eines Buches, die ich überhaupt nicht beherrsche: Cover, Buchsatz, Buchhaltung und der Prozess, die Buchdaten in den Online-Handel zu bringen, habe ich deshalb ausgelagert an Profis. Eine Steuerberaterin hatte ich als selbständige Physio eh schon, alles andere musste ich mir zusammensuchen.

Total begeistert hat mich natürlich zuerst das Schreiben selbst. Ich war völlig frei in der Ausgestaltung der Geschichte und musste nicht befürchten, dass der Verlag Veränderungen von mir verlangt, die mir sehr schwer fallen. Ich glaube, das hat meiner Fantasie tatsächlich Flügel verliehen.

Und dann macht mir unerwarteterweise die Werbung für mein Buch auf Social Media total Spaß. Davor hatte ich ja nicht einmal einen Account bei facebook, jetzt bin ich täglich auf Instagram und Booktok unterwegs! Aber allein das Blogger*innenteam für die Buchtour: Das sind so liebe, zuverlässige und kreative Menschen. Teils sind es noch Kinder! Ihre Begeisterung für Geschichten ist so ansteckend und gibt mir jedes Mal Gänsehaut, wenn ich sehe, wieviel Mühe in jedem der Beiträge, Videos und Stories steckt.

MermaidKathi: Oh ja, es ist wirklich wichtig Dinge auszulagern, wenn mensch sie nicht kann. Es gibt ja genug andere Leute, die sich damit auskennen ;). Und wie schön, dass du so viel Spaß auf Social Media entdeckt hast! Mir geht es bei Tour-Beiträgen auch so. Unglaublich viele, tolle Menschen! Ich bin mir sicher, dass du unglaublich viel dazugelernt hast. Ich finde es sehr beeindruckend, dass du dich mit dem Thema beschäftigt und dich eingearbeitet hast. Was war für dich persönlich die wichtigste Erkenntnis, die du in den letzten Jahren zum Thema Selbstverlag gelernt hast und welchen Tipp möchtest du anderen mitgeben?

Linda Beller: Die wichtigste Erkenntnis über das Selfpublishing ist mir erst in den letzten Wochen gekommen. Mir wurde klar, dass die Ausgaben, die so ein Buch benötigen, um gedruckt und verkauft zu werden, meistens erst einmal überhaupt nicht durch die Einnahmen gedeckt werden. Bis du als Selfpublisherin genug Sichtbarkeit hast, musst du richtig, richtig kämpfen und ständig am Ball bleiben. Und das über einen längeren Zeitraum. Das hatte ich mir zuvor nicht wirklich klar gemacht.

Eine Befragung des Selfpublisher-Verbandes, in dem ich Mitglied bin, hat ergeben, dass der Prozentsatz der SP-Autor*innen, die weniger als 100 Euro pro Monat verdienen (dazu gehöre ich definitiv) bei einem Viertel liegt. Diejenigen, die so viel verdienen, dass sie davon leben können, sind schon sehr lange dabei. Sie haben sich einen Namen machen können, bevor sich der SP-Boom in den letzten sieben bis zehn Jahren entwickelt hat und der Markt wöchentlich mit neuen Titeln geflutet wird.

Alle, die sich dazu entschließen, ins Selfpublishing einzusteigen, sollten sich also keine Illusionen machen, dass sie durchs SP  schnell viel Geld verdienen werden.

MermaidKathi: Oh ja, das ist sicher kein Zuckerschlecken… Aber es steht ja auch das Hobby schreiben im Vordergrund. Jetzt mal Hand aufs Herz. Wie viel Zeit steckst du in deine Bücher? Wie viele Stunden sind in das Schreiben, Überarbeiten u nd alles Weitere geflossen? Jetzt mal nur für Band 2 (da hast du ja bereits deine Erfahrungen vom vorherigen Buch nutzen können). Sicher hast du auch einige Aufgaben „weitergegeben“. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass es so einige hundert Stunden gewesen sind…

Linda Beller: Die beiden Bücher hatte ich schon fix und fertig geschrieben, bevor ich ins SP gegangen bin. Wieviele Stunden da hinein geflossen sind, kann ich absolut nicht sagen, weil sich dieser Prozess über Jahre parallel zu den anderen Büchern, die ich für den Verlag geschrieben habe, hinzog.

Da ich beruflich als Selbständige Physio sehr eingespannt bin, bleibt für alles zusammen im Schnitt nicht mehr als ein bis zwei Stunden am Tag. Manchmal viel weniger, manchmal erheblich mehr.

Für das Schreiben selbst schaufle ich mir immer Zeit frei, in der ich dann wegfahre und mich nur auf den Text konzentriere. Da kann es dann vorkommen, dass ich innerhalb einer Woche bis zu 60, 70 Stunden nur schreibe. Da bin ich dann wie in einem Tunnel. Und wenn ich wieder aus meinen Geschichten rauskomme und mich umgucke, fühle ich mich als wäre ich in der falschen Welt.

MermaidKathi: Oh, das ist wirklich viel Zeit. Kein Wunder, dass du dich dann in der „falschen Welt“ fühlst. Und das sind ja nur die Stunden fürs Schreiben der Bücher. Wir wissen ja alle, dass „Autorin sein“ eher ein Hobby ist und mensch nur in den seltensten Fällen davon leben kann. Die Hoffnung ist ja meistens, dass das Buch die Fixkosten am Ende selber trägt. Also, dass deine Ausgaben für Lektorat, Covergestaltung, Buchsatz, Marketing usw. am Ende wieder reinkommt. Das Taschenbuch von Band 1 kostet 16,99 Euro und das E-Book 3,49 Euro. Band 2 kostet 18,99 Euro und das E-Book ebenfalls 3,49 Euro. Was bleibt am Ende für dich beim Print und beim E-Book übrig (Beim Selbstverlag ist es ja oft mehr als bei Verlagsbüchern, wo die*der Autor*in meist nur etwa einen Euro bekommen)? Und wieviele E-Books bzw. wie viele Prints müsstest du verkaufen, um deine Ausgaben wieder reinzubekommen? Ja, ich weiß… die Frage ist ja etwas gemein. Schließlich spricht mensch in Deutschland ja nicht über Geld… aber warum eigentlich…?

Linda Beller: Ich finde es wichtig, dass Lesende, die sich dafür interessieren, erfahren, wie es mit den Finanzen bei Selfpublisher*innen ausschaut.

Ich habe als Dienstleister, der meine Bücher in den Handel bringt, Tolino Media gewählt. Für diesen Dienst, den ich selbst niemals stemmen könnte, muss ich eine Abgabe an TM bezahlen, wie bei jedem anderen Dienstleister auch. Der Support dort ist hervorragend, die Taschenbuchqualität super und die Bezahlung fair. Pro Ebook bekomme ich 1,64 Euro ausbezahlt, für ein Taschenbuch 2,33€.

Wenn meine Bücher über Amazon verkauft werden, bekomme ich für das Ebook nur 66 Cent, weil Amazon alle SP Autoren, die nicht direkt und exklusiv bei ihnen veröffentlichen, weniger ausbezahlt.

Am meisten verdiene ich, wenn ihr beim Shop der Autorenwelt ein Taschenbuch kauft.

Die haben es sich zur Aufgabe gemacht, Autorinnen und Autoren einfach mehr zu bezahlen als sämtliche andere Händler. Wieviel das genau ist, kann ich nicht sagen, weil die Abrechnung der Taschenbücher erst Ende Mai kommt.

Da ich bei Preisaktionen entsprechend weniger bekomme, kann ich gar nicht genau beziffern, wieviele Bücher ich verkaufen müsste, um die Kosten wieder einzuspielen, aber vielleicht habt ihr eine Vorstellung davon, wie mühsam das ist, wenn ich sage, dass ich pro Buch etwa 2.010 Euro investiert und bisher (für beide Bücher zusammen) etwa 300 Euro eingenommen habe.

MermaidKathi: Wow! Danke für deine offenen Worte! Ich finde es immer sehr ernüchternd, wenn mensch sieht, was am Ende bei*m der Autor*in ankommt. Bei insgesamt etwa 4.000 Euro Ausgaben und bisher 300 Euro Einnahmen, musst du noch einige Bücher verkaufen…Viel Erfolg dabei! Jetzt aber wieder zu etwas Anderem. Es ist ja eine ganz bewusste Entscheidung dieses Hobby zu wählen. Schließlich investieren andere Menschen auch viel Zeit und Geld in ihre Hobbys. Mermaiding ist ja zum Beispiel auch nicht gerade günstig xD. Und ich möchte gar nicht wissen, was Menschen für ihr Hobby reiten und ein eigenes Pferd ausgeben… Was macht dich an deinem Hobby „Autorin sein“ besonders glücklich? Welche Momente zeigen dir immer wieder aufs Neue, wie toll es ist, nicht aufzugeben?

Linda Beller: Definitiv sind es solche Aktionen wie diese Buchtour, in der sich Buchbegeisterte unfassbar viel Mühe um mein Buch geben. Ich bin jedesmal geflasht von den individuellen, kreativen und berührenden Beiträgen, die meiner Geschichte zuteil werden.

Und dann sind es Rezensionen von Leuten denen meine Geschichte etwas gegeben hat: Emotionen, Erkenntnisse, Bestätigung, Spaß, gute Unterhaltung, ein Lächeln, Momente, die das Schwere im Leben leichter machen. Wenn ich so etwas lese, weiß ich, dass mein Schreiben etwas bewirken kann, und sei es nur  einen schönen Moment im Leben eines anderen Menschen.

Die alte Dame, die das Buch in meiner Physio-Praxis gekauft hat und voller Begeisterung mit mir über Melindis‘ Abenteuer sprechen möchte und die durch mein Buch dem schweren Alltag mit ihrem dementen Mann entfliehen kann, gehört mit Sicherheit auch dazu.

MermaidKathi: Was für schöne Erlebnisse! Ich kann absolut verstehen, dass das die besonderen Momente sind. Hören sich fantastisch an. Wie schön, dass du den Menschen so eine Freude machen kannst! Was wünschst du dir für die Zukunft (als Autorin) und was möchtest du gerne anderen Menschen mitgeben, die auch gerne Autor*in werden möchten?

Linda Beller: Natürlich wünsche ich mir als Autorin nichts mehr als viele begeisterte Lesende, nicht nur aus finanzieller Sicht.

Und allen, die Autor*in werden möchten, kann ich nur sagen: Es ist etwas Wundervolles, eine Geschichte zu kreieren und dann das eigene Buch in den Händen zu halten. Mach dich jedoch darauf gefasst, dass du vom Schreiben nicht leben können wirst – es gibt nur wenige Ausnahmen.

MermaidKathi: Vielen lieben Dank für deine Zeit und die tollen Antworten. Ich bin sehr gespannt, wie es in Zukunft bei dir weitergeht und wünsche dir alles Gute!

Linda Bella:  Erfundene Geschichten hat es schon immer gegeben. Sie werden auch in Zukiunft gebraucht und geliebt werden. Seid dankbar, wenn ihr zu denen gehört, die diese Geschichten in die Welt bringen dürfen. Seid dankbar, wenn ihr diejenigen seid, denen diese Geschichten geschenkt werden.

So ihr Lieben, das war‘s für heute. Ich hoffe ihr konntet einen kleinen Einblick in die Welt des „Selbstverlags“ werfen. Super spannend, meiner Meinung nach! Vielleicht entscheidet ihr euch ja auch mal bewusst dafür ein Selbst-Verlags-Buch zu lesen. Es gibt nämlich so einige Perlen in diesem Bereich… nicht nur für Kinderbücher!

Jetzt wünsche ich euch einen wunderschönen Tag und macht gerne noch beim Gewinnspiel mit. Und wenn ihr gerne noch mehr über die Autorin Linda Bella erfahren möchtet, schaut gerne bei unserem ersten, gemeinsamen Interview vorbei.

Eure MermaidKathi

Gewinnspiel:

Um das Buch-Paket mit beiden Bänden plus Tasse & Buch-Tasche zu gewinnen, kannst du Lose auf Instagram sammeln.

1. Für einen Kommentar unter einem Tour-Beitrag auf Instagram oder dem Blog hier bekommst du ein Los. Dabei ist wichtig, dass du angibst, dass du gerne gewinnen möchtest.

2. Wenn du einen Buch-Tour-Beitrag in Instagram in deiner Story teilst und die Autorin Linda Bella verlinkst, bekommst du ebenfalls ein Los.

Du kannst bis zum 03.6.2024 um 23:59 Uhr teilnehmen.

Ausgelost wird von der Autorin und auch alles weitere sowie die Organisation des Gewinnspiels ist von der Autorin.

Kleingedrucktes: 🍀 Das Gewinnspiel wird von Linda Beller veranstaltet. 🍀 Instagram hat nichts mit dem Gewinnspiel zu tun. 🍀 Der Preis wird von Linda Beller zur Verfügung gestellt. 🍀 Für den Verlust des Preises während des Versands wird nicht gehaftet. 🍀Eine Barauszahlung sowie der Rechtsweg sind ausgeschlossen. 🍀 Die Teilnehmenden müssen mindestens 16 Jahre alt sein oder die Erlaubnis der Eltern haben, um am Gewinnspiel teilnehmen zu dürfen. 🍀 Versendet wird nur nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. 🍀 Wer gewonnen hat und benachrichtigt wurde, hat 48 Stunden Zeit, sich bei L. Beller zu melden. Ansonsten wird neu ausgelost.

Ein Kommentar zu „Interview mit Linda Beller – Thema „selber veröffentlichen“

  1. Vielen Dank, dass ich deine Interviewpartnerin sein durfte! Du bist ein wichtiger Teil der Buchbubble auf Social Media, und wie gut du dich in der Materie auskennst, habe ich mit jeder deiner fundierten Fragen gespürt. Ich hoffe, du schwimmst noch lange mit uns im Meer der Bücher herum!

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